Familienberatung Christiane Yavuz Mannheim

Wie du als erwachsene Tochter die Feiertage überlebst (und dabei bei dir bleibst)

Same procedure as every year

Lesezeit: ca. 4 Minuten

Ah, Weihnachten. Fest der Liebe & Harmonie

­– das wie eine Netflix-Schmonzette beginnt – mit Lichterketten, Glühwein und Plätzchenbacken – und sich dann irgendwie doch – HoHoHoppla – in  den Psychothriller unausgesprochener Konflikte und passiv-aggressiver Spitzen verwandelt. Kennst du?

Besonders für erwachsene Töchter, die eine eher… sagen wir mal „vielschichtige“ Beziehung zu ihrer Mutter haben, können die Feiertage eine emotionale Achterbahnfahrt werden.

Weihnachtsfreude spüren?

Schwierig, wenn sich die innere Checkliste anfühlt wie: Verpflichtungen erfüllen, die Erwartungen der Familie managen und dabei noch so tun, als wärst du tiefenentspannt, obwohl du innerlich schon die Flucht planst. Aber hey – nicht gleich alles zerdenken oder perfekt machen wollen (denn das hat ja bisher auch nur auf deine Kosten funktioniert…).

Lass uns stattdessen ein bisschen Klarheit, Humor und Gelassenheit in diesen Wahnsinn bringen. Dazu möchte ich dir heute nicht nur ein paar praktische Tipps mitgeben, sondern auch eine Methode vorstellen, die dir helfen kann, wenn es (wieder mal) zu viel wird:

Say „Hello“ to your inner Team!

 

Das Innere Team* – Deine Geheimwaffe für den Familienwahnsinn

Stell dir vor, in deinem Kopf sitzt eine kleine, aber feine Runde von Persönlichkeiten, die alle lautstark mitreden wollen, sobald es Richtung „Familie“ geht. Da gibt es vielleicht die „Supertochter“, die immer alles richtig machen will („Wir müssen für alle kochen, dekorieren und das perfekte Geschenk finden!“). Neben ihr sitzt die „Rebellin“, die lieber laut brüllen möchte: „Warum mache ich diesen Zirkus überhaupt noch mit?!“. Ach, und natürlich darf die „Friedensstifterin“ nicht fehlen, die heimlich hofft, dass du irgendwie alle Streitereien im Keim erstickst, bevor Tante Helga und Mama wieder über das richtige Rezept für Rotkohl diskutieren.

 

Die Sache ist die: All diese Stimmen gehören zu dir. Jede hat ihre Berechtigung, jede will dich irgendwie schützen. Aber wenn sie gleichzeitig losbrüllen, wird’s schwer, einen klaren Gedanken zu fassen – geschweige denn, ein entspanntes Weihnachten zu erleben.

Die gute Nachricht? Du bist die Chefin. Du kannst diesen Stimmen zuhören, ihnen ein bisschen Raum geben – und dann entscheiden, wer im Moment wirklich das Sagen hat. Das ist die Idee hinter der Technik des inneren Teams. Und ja, es funktioniert auch in der größten Festtags-Dramatik.

 

3 Tipps, wie du Weihnachten emotional gesund überstehst

 

1. Listen to the Chaos – aber lass dich nicht davon überrollen

Bevor du in die Feiertage startest, mach dir bewusst, was dein inneres Team dir so alles erzählen will. Nimm dir einen Moment und frag dich: Welche Stimmen sind gerade besonders laut? Was wollen sie von mir? Die „Verletzte“ könnte z. B. sagen: „Warum bin ich eigentlich die Einzige, die versucht, das hier hinzukriegen?“. Oder die „Drama Queen“ ruft: „Das wird eh wieder eine Katastrophe!“. Und dann frag dich: Auf welches unerfüllte Bedürfnis wollen sie mich hinweisen?

Mini-Tipp: Schreib diese Gedanken mal auf – ohne Bewertung. Das klingt simpel, aber schon das kann eine kleine Offenbarung sein. Denn so merkst du: Es ist okay, dass diese Stimmen da sind. Du musst ihnen nur nicht blind folgen.

 

2. Übe dich in der Kunst der liebevollen Grenzsetzung (ja, das geht)

Ein Klassiker: Du landest bei Mutters Weihnachtsdinner und wirst direkt gefragt: „Und, will Anna nicht noch ein Geschwisterchen?“ Oder: „Warum machst du eigentlich nicht mehr aus deinem Leben?“ Hier hilft ein Mantra – repeat after me: Grenzen setzen ist kein Akt der Aggression, sondern gelebte Selbstliebe.

Klartext-Tipp: Überlege dir schon vorher ein paar kurze, humorvolle Antworten, die nicht verletzen, aber auch klar machen, dass du da nicht einsteigen möchtest. Zum Beispiel: „Mama, ich schreib dir eine Wunschliste. Ganz oben: mehr Vertrauen in meine Entscheidungen.“ Und dann das Thema wechseln.

 

3. Nimm dir zwischendurch Pausen und besorg’s dir selbst

Ja, Weihnachten kann anstrengend sein. Aber du bist kein Duracell-Häschen, das einfach immer weiterläuft. Wenn die Dynamik zu viel wird, ist es völlig okay, dich kurz rauszuziehen. Sei es eine kurze Runde draußen im Schnee (äh, Regen) oder einfach ein Moment allein mit einem Tee und einem Buch. Ist Bedürfnisselbstbefriedigung ein Wort? Jetzt ja. Deine Bedürfnisse – Deine Verantwortung!

Mini-Tipp für den Notfall: Wenn dir mitten in der Familienrunde die Puste ausgeht, sag einfach: „Ich geh mal kurz die Katze füttern.“ und zieh dich raus aus dem Trubel. Atme tief durch, nimm einfach nur wertfrei wahr, was du siehst. Das hilft, dein Autonomes Nervensystem zu beruhigen. (Und ja: das funktioniert auch, wenn du gar keine Katze hast!)

 

Gerade für die Feiertage gilt: Nix muss perfekt sein

Hier kommt der wichtigste Punkt: Weihnachten muss nicht perfekt sein. Es muss auch nicht so laufen, wie es „immer schon war“. Es geht darum, was für dich machbar und stimmig ist. Wenn du deine Bedürfnisse kennst, deinem inneren Team zuhörst und liebevoll Grenzen setzt, dann hast du die besten Chancen, dieses Fest nicht nur zu überleben, sondern vielleicht sogar ein bisschen zu genießen.

 

Ich - und mein ganzes inneres Team - wünschen dir schöne Feiertage!

 

Christiane

 

*Die Methode des Inneren Teams basiert auf dem Modell von Friedemann Schulz von Thun

 

 

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