Familienberatung Christiane Yavuz Mannheim

Warum es sich lohnt, Konflikten mutig zu begegnen

Ich wünsche dir Mut

Lesezeit: ca. 5 Minuten

In all den Beratungen, Mediationen und Kursen der letzten Jahre hat sich mir etwas so deutlich gezeigt, dass ich es nicht mehr übersehen kann:

Mut ist vielleicht der unterschätzteste Schlüssel unserer Beziehungen.

Wir reden über Kommunikation, Grenzen, Bedürfnisse, über Prägungen, Mental Load und Rollenmuster – völlig zu Recht. Doch unter all dem liegt etwas, das seltener benannt wird, aber alles in Bewegung bringt: dieses kleine, unscheinbare Fünkchen Mut, das uns überhaupt erst losgehen lässt.

Mut, der uns erlaubt, uns einem Gegenüber zuzumuten.
Mut, um uns in ungewisse Gespräche zu trauen.
Mut, der Beziehung wieder möglich macht.

Was ich damit nicht meine, ist: impulsive Härte. Kein „Drauflospoltern“. Was ich meine, ist dieser ganz eigene, kraftvolle Konfliktmut, der entsteht, wenn wir trotz innerer Unsicherheit bereit sind, in die Konflikt-Arena zu treten. Nicht mit ‚BÄM!‘, sondern: präsent, neugierig, echt.

Eine Kursteilnehmerin neulich stellte fest: "Jedes Mal, wenn ich mir zutraue, mutig zu sein, merke ich, wie alles sich auflöst - nur durch diese Haltung."

...und mein Kopf hätte in dem Moment nicht zustimmender nicken können!

Konfliktmut wird belohnt. Immer.

Vielleicht nicht immer sofort. Nicht immer mit Harmonie. Aber immer mit Klarheit. Und mit einer neuen Möglichkeit von Verbindung.

Mut als Haltungszutat – nicht als Kraftakt

Aber wie fühlt er sich denn überhaupt an, dieser Konfliktmut in uns drin?

Viele denken, mutig sein ist wie ein Adrenalinstoß oder ein kraftvolles „Augen zu und druch!“. Aber der Mut, den ich meine, ist viel leiser. Er ist verankert in unserer Haltung und macht einen spürbaren Unterschied. Er beginnt mit einer inneren Entscheidung: Ich halte es aus, hinzuschauen. Ich halte es aus, mich zu zeigen. Ich halte es aus, dass wir kurz durch etwas Unbequemes müssen, damit etwas Ehrlicheres entstehen kann.

Konfliktmut bedeutet nicht, keine Angst zu haben.
Er bedeutet, nicht länger der Angst das Steuer zu überlassen.

Mutig sein heißt nicht, niemals zu zweifeln. Mutig sein heißt, zweifeln und trotzdem einen Schritt machen. Es heißt spüren, dass alte Muster uns anziehen – Harmoniesucht, Bravheit, Rückzug, erstarren – und dann mutig entscheiden: „Ich gehe diesmal anders.“

Mut ist eine Entscheidung für Beziehung — nicht gegen sie.

Mut bringt Menschen einander näher.

Ich hab‘ noch nie erlebt, dass es der Beziehung langfristig geschadet hätte, wenn jemand mutig gesagt hat:

„Das verletzt mich.“
„Damit habe ich zu kämpfen.“
„Ich brauche etwas anderes.“
„Ich seh‘ das anders – aber wie können wir verbunden bleiben?“

Dagegen hab‘ ich schon so oft beobachtet, wie Menschen innerlich aufblühen, wenn sie sich trauen, diese Sätze auszusprechen. Eine Frau, die sich ihrer Mutter gegenüber zum ersten Mal abgrenzt, ohne sich zu rechtfertigen. Ein Paar, das zum ersten Mal nicht um Schuld kreist, sondern darum, was ihnen wirklich wichtig ist. Eine Tochter, die in der Mediation den Mut findet zu sagen: „Ich will euch nicht verlieren – aber ich will mich auch nicht verlieren.“

Jeder einzelne dieser Momente war ein Beziehungsmoment. Nicht perfekt, nicht glatt – aber wahr. Und genau das setzt etwas Verbindendes in Bewegung.

Mut schafft keine Perfektion – er schafft Nähe

Mut bedeutet nicht, dass wir immer die richtigen Worte finden. Oder dass die Situation danach sofort leichter wird. Nö! Oft wird es erstmal unübersichtlich, leise oder laut, chaotisch oder verletzlich. Aber genau dort, wo Menschen sich zeigen, entsteht die Möglichkeit zu verstehen. Und wo verstanden wird, entsteht Verbindung.

Ganz ehrlich? Ich kann mich selbst nicht oft genug daran erinnern: Konflikte sind keine Bedrohung für Beziehungen! Aber ich glaube: die Abwesenheit von Mut ist es.

Was ich immer wieder erlebe: Sobald ein Mensch den Mut findet, sich zu zeigen – wirklich zu zeigen, mit dem, was in ihm lebt – verändert sich etwas im Raum zwischen zwei Menschen. In dem Moment, in dem wir uns nicht mehr verstecken, kann der andere uns überhaupt erst wahrnehmen. Und genau dadurch verschiebt sich die ganze Dynamik. Plötzlich wird ein Gespräch möglich, das vorher blockiert war. Eine Form von Nähe entsteht, die gerade wegen des Konflikts wachsen kann – nicht trotz ihm.

Verbindung entsteht also nicht, weil wir Konflikte vermeiden, sondern weil wir mutig und echt bleiben, wenn es darauf ankommt.

Mit Mut gelingt die Umsetzung: aus „Ich würde ja…“ wird „Ich tu‘s.“

Irgendwie legt Mut einen inneren Schalter um: vom Vermeiden ins Gestalten. Wir übernehmen Verantwortung für unseren inneren Zustand, für unseren Tanzbereich  (mehr dazu in 'Tochter sein auf Augenhöhe' oder bei Dirty Dancing ;-)) und dafür, welche Art Beziehung wir leben wollen. Und ich behaupte: Ohne Mut bleiben wir „in der Theorie“ stecken – aber mit Mut finden wir den entscheidenden Schritt in die Praxis, in die Umsetzung. Wir verlassen den Modus der Ohnmacht und betreten den Modus der Selbstwirksamkeit.

Mut ist damit auch ein Türöffner für etwas Größeres:

für ein erwachsenes, klares, gestaltendes Leben.

Und deshalb wünsche ich dir Mut.

Mut, dich deinen Konflikten zuzuwenden, statt dein Leben um sie herum zu organisieren.

Mut, in Beziehungen sichtbar zu werden.
Mut, das Unbequeme nicht mehr zu meiden.
Mut, dich nicht länger klein zu machen.
Mut, deine Bedürfnisse und Wahrheiten auszusprechen.
Mut, zu lernen, wie du reguliert bleiben kannst, während du dich zeigst.
Mut, zu erkennen, dass die größte Kraft im zwischenmenschlichen Leben darin liegt, verletzlich und klar zugleich zu sein.

 

Was willst du heute mutig gestalten?

 

Voller Konfliktliebe,


Christiane

 

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