Konflikte ohne Theater
Warum das Drama-Dreieck so befreiend ist

Fast alle Konfliktgeplagten, die ich begleite, haben eine Sache gemeinsam: Irgendwann in ihrem Alltag, in ihren Beziehungen, in ihrem Konflikt kommen sie an den Punkt, an dem sie nicht weiter wissen.
Das kann der hitzige Moment sein, im „Eifer des Gefechts“, wenn sie sich einer Diskussion oder einem Verhalten des Gegenübers hilflos ausgesetzt fühlen – es kann auch eine Herausforderung sein, die sich schon länger oder Musterartig durch ihr Familienleben zieht, und wo sie etwas Grundlegendes ändern wollen – aber nicht wissen wie.
Für solche entscheidenden Momente gebe ich ihnen gern konkrete Impulse mit auf den Weg – man könnte sagen „Tools“, aber das greift zu kurz. Denn es sind eher Modelle, die – wenn man sie einmal verinnerlicht hat – die Kraft haben, dein (Konflikt)Leben nachhaltig leichter zu machen.
Dramatisch gesagt: Let me blow your mind!
Zu meinen Lieblingsmodellen gehört definitiv das Drama-Dreieck. Seit ich es kenne, denke (und fühle!) ich es in heiklen (Konflikt)Momenten mit – und die unmittelbar spürbaren Auswirkungen auf meine Haltung sind – ich sag’s mal so: MINDBLOWING!
Und dabei ist es so einfach, dass du dir eigentlich nur diese 3 Rollen merken musst:
Verfolger – Opfer – Retter.
Und nun stell dir vor, jeder Konflikt, jede schwierige Situation, in der du dich befindest, ist ein Theaterstück, ein Kinofilm – und genau so, wie in jedem guten Skript feste Rollen vergeben werden, sind diese auch in jedem Konflikt angelegt: Verfolger – Opfer – Retter. Das Zusammenspiel aus den drei Rollen, hält den Konflikt am Laufen, liefert Stoff für das Drama und zwar so lange, so lange die Rollen eben „bespielt“ werden: Verfolger – Opfer – Retter.
Ich möchte dir jetzt aber nicht, wie in anderen Erklär-Bär-Artikeln über das Drama-Dreieck, einfach trocken das Modell erklären (das findest du an tausend Stellen toll beschrieben), sondern ich will dich einladen, jetzt direkt mal ganz genau reinzuspüren in die 3 Rollen.
Denn – so behaupte ich – erst wenn du ein tiefes Gespür dafür hast, wie es sich FÜR DICH, IN DIR DRIN wirklich anfühlt, Verfolger, Opfer, oder Retter zu sein, kann das Modell auch wirklich sein volles Potenzial in deinem (Konflikt)Leben entfalten.
Erst das FÜHLEN der Rollen lässt dich frei sein im Konflikt
Also los – bereit?
Am besten denkst du an eine Konfliktsituation, die du erlebt hast, in der du dich hilflos, ausgeliefert, wütend, verletzt… eben einfach unwohl gefühlt hast. Und jetzt beam dich nochmal in die Situation und *fühl* dich dabei entweder
- · wie ein Verfolger (also: dein Gegenüber oder dich selbst antreibend, fordernd, provozierend, hetzend…finde selbst weitere Adjektive, die du mit der Verfolger-Rolle assoziierst) oder fühl dich...
- · wie ein Opfer (also: passiv, hilflos, entscheidungsunfähig, unterlegen, unwirksam… finde selbst weitere Adjektive, die du mit der Opfer-Rolle assoziierst) oder fühl dich
- · wie ein Retter (also: „war ja klar – immer hängt’s an mir“-denkend, unersetzbar, überlegen, (über)verantwortlich, bevormundend, die Karre *als einzige!* aus dem Dreck ziehend...)
-
Was macht jede einzelne Rolle mit dir, deiner Körperhaltung, deinem Kopfkino, deinen Gedanken, deinem Reaktions-Repertoire? Augen zu und *fühlen*:
Verfolger? Opfer? Retter? In welcher Rolle steckte ich bei diesem letzten Konflikt? Welchem Charakter fühlte ich mich am nächsten?
-
Besonders tückisch: Wir wechseln die Rollen oft blitzschnell. Was eben noch als Rettung gemeint war, kippt schnell in Vorwürfe oder spricht dem Gegenüber wichtige Selbstlösefähigkeiten ab. Gerade noch in der Opferhaltung („Warum passiert mir das immer wieder?“) schlittern wir resigniert in die Retterrolle („Wiedermal muss ich die Welt retten – war ja klar!“) – nur um genau das dann beim nächsten Mal dem Gegenüber aufs Brot zu schmieren („Siehst du: NIE übernimmst du mal Verantwortung! Alles bleibt an mir hängen!“)
Was assoziierst du jeweils mit den Rollen? Spür bewusst nochmal in jede rein!
Denn:
This is where the magic happens!
Sobald du dir der Rolle bewusst bist, merkst du nämlich, dass keine der drei Rollen ideal ist – und genau das ist das Drama im Konflikt: Jede Rolle führt unweigerlich dazu – wie bei einem Perpetuum Mobile – dass das Drama in Bewegung bleibt – ein Verfolger braucht ein Opfer braucht ein Retter braucht ein Verfolger braucht ein Opfer usw… und schwupps – bleiben wir im Drama stecken, ohne wirklich weiterzukommen. Und genau hier hilft das Bewusstsein für das Drama-Dreieck.
Allein das Wissen um die drei Rollen und ihre Dynamik schafft Abstand. Wir erkennen Muster, statt ihnen ausgeliefert zu sein. Und das ist die Grundvoraussetzung dafür, die Bühne des Dramas überhaupt verlassen zu können. Statt in der Endlosschleife von Schuld, Anklage oder Selbstaufgabe festzuhängen, können wir uns mit einem klaren Bild bewusst machen: Ah – das hier ist gerade Drama. – und dann: Verantwortung übernehmen!
Was mich zusätzlich unheimlich entlastet hat, ist die Erkenntnis, dass wir alle immer wieder in den drei Rollen unterwegs sind. Versuch also erst gar nicht, dich NICHT auch mal als Opfer, Retter oder Verfolger zu fühlen – das ist aussichtslos. Versuche vielmehr, dich selbst besser zu (er)kennen und zu spüren, wann du – ZACK – in eine der drei Rollen fällst und wie es sich anfühlt, in der Rolle zu bleiben – oder sie zu verlassen.
Wie wirkt es sich auf deine Herangehensweise an den Konflikt aus? Spürst du, wie sich augenblicklich etwas an deiner Haltung, etwas in dir verändert, indem du bewusst aus der Rolle heraustrittst?
Raus aus dem Drama: Rollenklarheit als Schlüssel
In meinem Konflikte & Cocktails-Training nenne ich dieses Bewusstsein gern Rollenklarheit. Das bedeutet: Ich darf mir bewusst machen, welche Rolle ich gerade einnehme – und dann die Freiheit zurückholen, ob ich sie behalten oder verlassen möchte.
Dazu gehört dann:
- · Verantwortung übernehmen (aber nur für das, was tatsächlich meins ist).
- · Die eigenen Grenzen spüren und benennen (gar nicht so einfach, I know!).
- · Aussteigen aus dem automatischen Reflex, immer wieder in dieselben Rollen zu rutschen.
So entsteht aus Drama Handlungsfähigkeit, Selbstwirksamkeit und echte Lösungskompetenz.
Also: Auch wenn es ganz schön magisch ist: Das Drama-Dreieck ist kein Hexenwerk, sondern eine praktische Check-Hilfe. Es hilft, die eigene (Achtung: langes Wort:) KONFLIKT-HALTUNGS-DYNAMIK zu verstehen, bewusst zu verändern und in eine konstruktive Richtung zu bringen.
Konflikt für Konflikt. One drama at a time!
Voller Konfliktliebe,
Christiane
Lust auf mehr?
Das Drama-Dreieck ist nur eins von vielen Modellen, die ich in meinem Training Konflikte & Cocktails nutze. Dort mixen wir uns gemeinsam die Zutaten für eine souveräne Konflikthaltung zusammen – mit Haltung, Humor und Aha-Momenten. Wenn du Lust hast, Konflikte nicht länger als Drama, sondern als Entwicklungschance zu erleben, dann melde dich bei mir - wir starten wieder am 24.9.2025.